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Kategorie: Wissenswertes

Wie werde ich Voice-Artist?

1. Was ist ein Voice Artist?

Ein Voice Artist – auf Deutsch oft als Sprecher oder Synchronsprecher bezeichnet – verleiht mit seiner Stimme verschiedenen Formaten Ausdruck:

  • Werbung (Radio, TV, Online)

  • Hörbücher & Hörspiele

  • Synchronisation von Filmen, Serien oder Games

  • Erklärvideos und E-Learning-Module

  • Telefonansagen und Navigationssysteme

  • Virtuelle Assistenten (z. B. Sprach-KIs)

Voice Artists sind keine reinen Vorleser – sie sind Stimmen-Schauspieler, die Emotion, Tempo, Stimmung und Persönlichkeit mit der Stimme transportieren.

2. Voraussetzungen und Talente

Nicht jeder, der eine angenehme Stimme hat, ist automatisch ein guter Voice Artist. Neben der Stimmqualität spielen andere Faktoren eine große Rolle:

2.1. Stimme und Artikulation

Die Stimme ist das wichtigste Werkzeug eines Voice Artists – sie ist das, was man „verkauft“. Doch es geht dabei nicht nur um eine wohlklingende oder angenehme Stimme. Viel wichtiger ist es, wie man mit der eigenen Stimme arbeitet. Ein professioneller Sprecher muss in der Lage sein, seine Stimme gezielt einzusetzen, zu modulieren und kontrolliert zu führen.

Ein zentraler Aspekt ist die deutliche und präzise Artikulation. Das bedeutet, Laute klar auszusprechen, Konsonanten deutlich zu formen und Vokale sauber zu tragen. Eine verwaschene Aussprache oder „genuschelte“ Passagen wirken im professionellen Umfeld unbrauchbar – der Hörer soll schließlich jedes Wort verstehen, sei es in einem Werbespot, einem Hörbuch oder einer Anleitung. Dazu gehört auch ein gutes Gespür für Rhythmus, Pausen und Sprachmelodie, um Texte lebendig und verständlich zu gestalten.

Auch die Stimmfarbe und Klangqualität spielen eine Rolle: Manche Sprecher haben eine warme, beruhigende Stimme – ideal für Hörbücher oder Meditationen. Andere klingen dynamisch und energisch – perfekt für Werbung oder Imagefilme. Wichtig ist, dass du dein eigenes Stimmprofil erkennst und weißt, in welchen Bereichen deine Stimme besonders gut wirkt.

Ein Voice Artist sollte außerdem über eine solide Atemtechnik verfügen. Die Stimme braucht Atem als Träger – falsches Atmen kann zu hörbarem Luftmangel, unnatürlicher Sprechweise oder sogar Heiserkeit führen. Die sogenannte Zwerchfellatmung, bei der tief und effizient in den Bauch geatmet wird, ist Standard. Nur mit dieser Technik lassen sich längere Passagen souverän und entspannt sprechen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Stimmkontrolle unter Stress oder bei Emotionen. Als Sprecher musst du in der Lage sein, auch in angespannten oder lauten Umgebungen ruhig, fokussiert und gleichmäßig zu sprechen. Du solltest lernen, auch bei Nervosität oder Erschöpfung deine Stimme zu stabilisieren – schließlich kann ein Auftrag viele Stunden dauern.

Nicht zu unterschätzen ist schließlich die Fähigkeit, die eigene Stimme zu modulieren. Ein professioneller Sprecher kann mit kleinen Veränderungen große Wirkung erzeugen – durch Tempo, Tonhöhe, Lautstärke oder Stimmfarbe. Er oder sie kann mit der Stimme Emotionen wie Freude, Trauer, Dringlichkeit oder Spannung erzeugen – ohne dabei künstlich zu klingen. Dieses spielerische und zugleich kontrollierte Sprechen ist das Markenzeichen eines guten Voice Artists.

2.2. Schauspielerisches Talent

Ein Voice Artist ist nicht einfach nur ein Vorleser. Vielmehr handelt es sich um eine Form des Schauspiels – nur dass hier das Gesicht, der Körper und die Mimik wegfallen und alle Emotionen, Bilder und Charaktere ausschließlich durch die Stimme transportiert werden. Genau deshalb ist schauspielerisches Talent ein zentraler Baustein für eine erfolgreiche Karriere als Sprecherin oder Sprecher.

Ob in einem Hörspiel, einem Werbespot oder bei der Synchronisation einer Filmfigur – der Voice Artist muss sich in Rollen hineinversetzen können. Er oder sie gibt nicht einfach nur einen Text wieder, sondern lebt ihn. Das bedeutet, man muss verstehen, wer spricht, in welcher Situation, mit welcher Motivation und in welchem emotionalen Zustand. Diese Informationen müssen dann durch Intonation, Betonung, Tempo, Lautstärke und Pausensetzung umgesetzt werden.

Ein einfacher Satz wie „Das kann doch nicht wahr sein!“ kann frustriert, verzweifelt, panisch, ironisch oder völlig entsetzt klingen – je nachdem, in welchem Kontext er gesprochen wird. Als Voice Artist musst du in der Lage sein, all diese Nuancen glaubwürdig und spontan abzurufen – und das nicht selten auf Kommando, mehrfach hintereinander und unter Zeitdruck.

Das setzt nicht nur Einfühlungsvermögen, sondern auch Vorstellungsvermögen und Kreativität voraus. Besonders bei Hörspielen, Games oder Synchronisationen arbeitet man oft mit fiktiven Figuren – ein Troll, eine Raumfahrerin oder ein melancholischer Roboter. Die Herausforderung besteht darin, diesen Figuren eine glaubhafte, lebendige Stimme zu verleihen, ohne dass sie gesehen werden. Es entsteht ein „Kino im Kopf“, das allein durch deine stimmliche Darstellung lebt.

Hinzu kommt die Fähigkeit zur Spontaneität und Wandlungsfähigkeit. In vielen Sprechrollen – insbesondere bei Synchronarbeiten – kann es vorkommen, dass man verschiedene Rollen schnell hintereinander sprechen muss oder Regieanweisungen direkt umsetzen soll. Hier ist Flexibilität gefragt: die Stimme muss angepasst, Emotionen variiert und Sprechweisen verändert werden – manchmal innerhalb weniger Sekunden.

Schauspielerisches Talent bedeutet auch, die Balance zwischen Natürlichkeit und Überzeichnung zu finden. In der Werbung darf es gerne überzeichnet, plakativ und dramatisch sein – beim Hörbuch hingegen muss es glaubwürdig, authentisch und sensibel klingen. Ein guter Voice Artist kennt die Anforderungen der jeweiligen Stilrichtung und kann seine Darstellung entsprechend anpassen.

Abschließend lässt sich sagen: Schauspielerisches Talent ist das, was aus einer Stimme eine erzählerische Kraft macht. Es ist das, was Menschen fesselt, bewegt oder zum Lachen bringt – und was dich als Voice Artist von bloßen Sprechern unterscheidet.

2.3. Technisches Verständnis

Hinter jeder professionellen Sprachaufnahme steckt weit mehr als eine gute Stimme: Es ist vor allem die technische Umsetzung, die über Qualität und Verwendbarkeit entscheidet. Ein Voice Artist muss nicht zwangsläufig ein Tontechniker sein – aber ein gewisses Maß an technischem Verständnis ist unerlässlich, um im Berufsalltag eigenständig und zuverlässig arbeiten zu können. Denn in vielen Fällen wird von Sprechern erwartet, dass sie ihre Takes im eigenen Heimstudio aufnehmen, bearbeiten und in sendefähiger Qualität liefern – ohne dass ein Techniker zur Seite steht.

Der erste Bereich, in dem technisches Verständnis gefragt ist, ist das Setup der Aufnahmeumgebung. Hierzu gehören grundlegende Kenntnisse über Mikrofone, Audio-Interfaces, Abhörsysteme (also Kopfhörer oder Monitore) sowie die Raumakustik. Es reicht nicht aus, einfach ein Mikrofon anzuschließen und loszusprechen – wer professionell klingen will, muss verstehen, wie Raumreflexionen, Hintergrundgeräusche oder sogar Lüftergeräusche die Aufnahmequalität beeinflussen können. Entsprechend braucht es ein Gefühl dafür, wie sich akustische Bedingungen verbessern lassen – sei es durch mobile Dämmung, Akustikschaum oder einfache Tricks wie das Einsprechen unter einer Decke.

Ein weiterer zentraler Punkt ist der Umgang mit der sogenannten Digital Audio Workstation (DAW) – also der Software, mit der aufgenommen und bearbeitet wird. Ob Audacity, Reaper, Cubase, Adobe Audition oder Pro Tools – ein Voice Artist sollte wissen, wie man eine Aufnahme korrekt einrichtet, eine saubere Pegelkontrolle durchführt und Aufnahmen verlustfrei speichert. Auch das Schneiden, Anpassen und Exportieren von Sprachdateien gehört zum täglichen Handwerk. Wer hier sicher agiert, spart nicht nur Zeit, sondern erhöht auch seine Chancen auf wiederkehrende Aufträge, denn viele Kunden erwarten heute „ready-to-use“-Aufnahmen, die ohne Nachbearbeitung einsatzfähig sind.

Auch der gezielte Einsatz von Effekten ist Teil des technischen Repertoires. Dazu zählen unter anderem Kompression (zur Dynamikbearbeitung), Equalizer (zur Klangformung), De-Esser (zur Reduzierung von Zischlauten) und Normalisierung (zur einheitlichen Lautstärke). Zwar sollte man diese Effekte mit Fingerspitzengefühl einsetzen – aber ein grundlegendes Verständnis dafür, wann und warum sie gebraucht werden, ist absolut notwendig. Schließlich geht es nicht nur darum, gut zu sprechen, sondern auch darum, gut zu klingen.

Ein nicht zu unterschätzender Teil des technischen Verständnisses betrifft auch das Dateimanagement. Viele Projekte erfordern exakte Spezifikationen: bestimmte Dateiformate (WAV, MP3, FLAC), Bitraten, Sampleraten, mono oder stereo, bestimmte Namenskonventionen oder Timecodes. Wer hier sauber und organisiert arbeitet, hinterlässt einen professionellen Eindruck – was für die langfristige Zusammenarbeit mit Studios oder Agenturen entscheidend sein kann.

Und schließlich: Auch im Bereich der Hardwarewartung und Fehlerbehebung sollte ein Voice Artist nicht völlig hilflos sein. Wenn das Mikrofon plötzlich rauscht, das Interface nicht erkannt wird oder die Aufnahme verzerrt klingt, sollte man die wichtigsten Schritte zur Fehlerdiagnose selbst durchführen können – sei es durch Kabelprüfung, Treiberaktualisierung oder Software-Neustarts.

Kurz gesagt: Technisches Verständnis ist das Fundament, auf dem alle künstlerischen Fähigkeiten eines Voice Artists überhaupt erst zur Geltung kommen können. Es schafft Unabhängigkeit, sichert Qualität und ist längst eine Voraussetzung in der modernen Sprecherbranche, in der Remote-Produktionen zum Alltag gehören. Wer die Technik beherrscht, hat die Bühne in der eigenen Hand – und klingt auch so.

2.4. Selbstmarketing

Talent, Technik und Training sind wichtige Grundlagen für eine Karriere als Voice Artist – aber sie allein reichen nicht aus. Wer langfristig erfolgreich sein will, muss sich auch als Marke positionieren und aktiv dafür sorgen, dass er oder sie gehört, gefunden und gebucht wird. Genau hier kommt das Selbstmarketing ins Spiel – ein oft unterschätzter, aber entscheidender Bestandteil des Berufs.

Im Zentrum steht dabei zunächst eine klare Positionierung: Was zeichnet dich aus? Welche Stärken hat deine Stimme? In welchen Genres fühlst du dich besonders wohl? Und welche Kunden möchtest du ansprechen – Werbeagenturen, Hörbuchverlage, Synchronstudios oder E-Learning-Plattformen? All diese Fragen helfen dabei, dein Profil zu schärfen und dich im Markt klar zu verorten. Je präziser du deine Nische kennst, desto leichter wirst du für genau die Aufträge gefunden, die zu dir passen.

Ein zentrales Instrument des Selbstmarketings ist das professionelle Demoreel – also eine kurze, qualitativ hochwertige Audiozusammenstellung deiner stimmlichen Möglichkeiten. Dieses „Showreel für die Ohren“ ist oft der erste Eindruck, den ein Kunde von dir bekommt – und entscheidet darüber, ob du überhaupt in die engere Auswahl kommst. Wichtig ist, dass dein Demoreel vielfältig, pointiert und technisch einwandfrei produziert ist. Es sollte nicht länger als zwei Minuten dauern, verschiedene Stimmungen und Genres abbilden und deine Bandbreite zeigen – ohne dabei beliebig zu wirken.

Ebenso wichtig ist deine digitale Präsenz. Eine professionelle Webseite mit Infos zu deiner Stimme, deinen Leistungen, Referenzen und natürlich deinen Hörbeispielen ist heute unverzichtbar. Auch Social Media kann eine wertvolle Plattform sein, um dich als Sprecherin oder Sprecher sichtbar zu machen – sei es durch kurze Einblicke in deinen Studioalltag, Tipps zur Stimmtechnik oder kreative Sprachbeiträge. Plattformen wie Instagram, LinkedIn, TikTok oder sogar YouTube bieten zahlreiche Möglichkeiten, Reichweite aufzubauen und ins Gespräch zu kommen.

Darüber hinaus solltest du dir ein gut gepflegtes Netzwerk aufbauen – sowohl online als auch offline. Der Austausch mit anderen Sprecher:innen, Tontechnikern, Agenturen und Produzenten kann nicht nur zu Aufträgen führen, sondern auch inspirieren und weiterbringen. Besuche Fachmessen, Sprechertreffen oder Online-Workshops – und sei offen dafür, dich mit anderen Profis zu vernetzen.

Nicht zu vergessen: Auch die Eintragung auf Sprecherplattformen und Casting-Portalen ist ein wesentlicher Bestandteil des Selbstmarketings. Webseiten wie bodalgo, Voice123, Sprecherdatei.de oder Voices.com bieten eine Bühne für deine Stimme – vorausgesetzt, dein Profil ist gut gepflegt, authentisch und mit aussagekräftigem Audiomaterial versehen. Viele Aufträge entstehen heute über solche Plattformen – vor allem im internationalen Bereich.

Und schließlich: Bleibe konsequent, aber authentisch. Niemand erwartet, dass du dich künstlich darstellst oder marktschreierisch auftrittst. Vielmehr geht es darum, mit deiner Stimme, deinem Stil und deinem Auftreten Vertrauen zu schaffen – bei Agenturen, Produzenten und potenziellen Auftraggebern. Ein freundlicher, verlässlicher und professioneller Auftritt ist oft der Schlüssel zu einer dauerhaften Zusammenarbeit.

Fazit: Selbstmarketing ist kein einmaliger Schritt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Es geht darum, sichtbar zu bleiben, wiedererkannt zu werden und Verbindungen zu schaffen, die deiner Stimme Gehör verschaffen – und deiner Karriere eine Bühne.

3. Die Ausbildung: Muss man Sprecher lernen?

Es gibt keinen vorgeschriebenen Bildungsweg, um Voice Artist zu werden – aber viele Wege führen dorthin:

3.1. Schauspielausbildung

Eine klassische Schauspielausbildung ist eine solide Basis, da man hier Sprechtraining, Rollenarbeit und Bühnenpräsenz lernt.

3.2. Sprecherausbildung

Um als Voice Artist erfolgreich zu arbeiten, ist eine fundierte Sprecherausbildung ein wesentlicher Baustein. Dabei geht es nicht nur um die richtige Aussprache oder Artikulation, sondern vor allem darum, die eigene Stimme gezielt und ausdrucksstark einsetzen zu können. Eine professionelle Ausbildung hilft dir, dein Stimmpotenzial voll auszuschöpfen, bewusster mit Sprache umzugehen und auch komplexe Emotionen oder Inhalte überzeugend zu transportieren.

Im Rahmen einer solchen Ausbildung lernst du, deine Atemtechnik zu kontrollieren, Resonanzräume zu nutzen und deine Stimme auch bei längeren Texten kraftvoll und klar zu halten. Außerdem werden Modulation, Betonung, Sprachmelodie und Sprechtempo gezielt geschult, um sowohl informativ als auch lebendig klingen zu können.

Darüber hinaus spielt auch das Textverständnis eine zentrale Rolle. Nur wer einen Text wirklich durchdringt, kann ihn glaubwürdig sprechen. In der Ausbildung lernst du daher, Inhalte rasch zu erfassen, Betonungen sinnvoll zu setzen und den Text nicht nur zu lesen, sondern regelrecht zu interpretieren – ob es sich dabei um Werbung, Hörbücher, Dokumentationen oder Synchronrollen handelt.

Je nach Zielsetzung kannst du zwischen privaten Sprechtrainings, Coachings, Workshops oder professionellen Sprecherakademien wählen. Viele Ausbildungen bieten auch Studioerfahrung, Aufnahmeübungen und Feedbackrunden an – ein wertvoller Bestandteil, um deine Entwicklung objektiv nachvollziehen und gezielt verbessern zu können.

Eine gute Sprecherausbildung ist also keine Kür, sondern eine sinnvolle Investition in deine stimmliche Kompetenz und dein professionelles Auftreten. Sie ist die Grundlage dafür, dass du dich im wachsenden Markt behaupten und mit deiner Stimme auf Dauer überzeugen kannst.

Ausbildungsmöglichkeiten: Deutsche POP, Sprecher Akademie wie auch Coaching bei erfahrenen Sprechern

3.3. Selbststudium

Viele erfolgreiche Sprecher sind Quereinsteiger. Mit Online-Tutorials, YouTube-Kanälen und Podcasts kann man sich viel selbst beibringen.

4. Technische Ausstattung: Das Heimstudio

In einer Zeit, in der Remote-Arbeiten und digitale Produktionen zur Norm geworden sind, ist ein eigenes Heimstudio für Voice Artists längst keine Ausnahme mehr – sondern der Regelfall. Es bildet das Herzstück deiner beruflichen Tätigkeit und ist zugleich dein akustisches Schaufenster in die Welt. Hier entsteht nicht nur der Klang deiner Stimme, sondern auch deine Glaubwürdigkeit als professioneller Sprecherin. Deshalb ist es besonders wichtig, dass dieses Studio technisch durchdacht, hochwertig ausgestattet und auf deine individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist.

 Der Raum – Akustik schlägt Optik

Der erste und wichtigste Faktor für ein gutes Heimstudio ist nicht das teuerste Mikrofon, sondern die Raumakustik. Selbst die beste Technik nützt nichts, wenn der Raum hallt, rauscht oder Nebengeräusche eindringen. Ein idealer Aufnahmeraum ist ruhig, klein bis mittelgroß, schallgedämpft und frei von Störquellen wie Straßenlärm, Kühlschränken oder Heizungsbrummen.

Die Akustik kann durch gezielte Maßnahmen verbessert werden:

  • Schallschluckende Materialien wie Akustikschaum, Vorhänge, Teppiche oder Molton-Vorhänge reduzieren Reflexionen.

  • Diffusoren brechen den Schall, um flatternde Echos zu vermeiden.

  • Für kleine Räume oder Einsteiger kann ein mobiler Vocal-Booth oder ein DIY-Kabinenbau eine kostengünstige Lösung sein.

Wichtig: Es geht nicht darum, den Raum vollständig schalldicht zu machen (was nur mit hohem Aufwand möglich ist), sondern darum, eine angenehme, trockene Aufnahmeumgebung zu schaffen, in der deine Stimme klar und ungestört klingt.

Mikrofon – Deine stimmliche Visitenkarte

Das Mikrofon ist das zentrale Werkzeug in deinem Studio. Für Sprachaufnahmen wird fast immer ein Großmembran-Kondensatormikrofon empfohlen, da es die Stimme besonders detailreich und natürlich abbildet. Beliebte Modelle für Einsteiger und Fortgeschrittene sind z. B. das Rode NT1 *, Audio-Technica AT2020 *, Neumann TLM 103 * oder das Sennheiser MK4 *.

Achte bei der Auswahl auf folgende Aspekte:

  • Klangfarbe: Wie klingt deine Stimme mit dem Mikrofon? Jedes Modell färbt den Ton leicht anders.

  • Richtcharakteristik: Eine Nierencharakteristik ist Standard für Sprachaufnahmen, da sie seitliche Geräusche unterdrückt.

  • Empfindlichkeit: Mikrofone mit zu hoher Empfindlichkeit können auch unerwünschte Nebengeräusche aufnehmen.

Audio-Interface – Die Verbindung zum Rechner

Ein Audio-Interface dient als Übersetzer zwischen Mikrofon und Computer. Es wandelt das analoge Signal deiner Stimme in ein digitales Signal um – in möglichst hoher Qualität. Wichtig ist dabei:

  • Gute Vorverstärker (Preamps) für ein sauberes, rauschfreies Signal.

  • 48-Volt-Phantomspeisung – notwendig für Kondensatormikrofone.

  • Geringe Latenzzeit, damit du dich selbst in Echtzeit abhören kannst.

Für den Einstieg eignen sich Interfaces wie das Focusrite Scarlett 2i2, Audient iD4 oder Steinberg UR22C.

Abhören – Kopfhörer statt Lautsprecher

Da ein Raum selten perfekt optimiert ist, arbeiten Voice Artists meist mit geschlossenen Studiokopfhörern beim Einsprechen und Bearbeiten. Sie verhindern, dass das Mikrofonsignal vom Kopfhörer wieder ins Mikro „überspricht“. Gute Kopfhörer liefern ein neutrales Klangbild und ein sauberes Monitoring.

Empfehlenswerte Modelle sind etwa:

Aufnahmesoftware – Dein digitales Studio

Die sogenannte Digital Audio Workstation (DAW) ist dein zentrales Werkzeug zur Aufnahme, Bearbeitung und Ausgabe deiner Sprachdateien. Viele Programme bieten kostenlose oder kostengünstige Einstiegsmöglichkeiten mit professionellen Funktionen.

Beliebte DAWs für Sprecher*innen:

Die DAW sollte für dich intuitiv bedienbar sein – denn du wirst viel Zeit damit verbringen. Gute Kenntnisse der Software gehören zum Standardrepertoire.

Weiteres Zubehör – Klein, aber wichtig

Das Studio ist deine Bühne – mach sie professionell

Ein Heimstudio muss nicht mehrere tausend Euro kosten – aber es sollte durchdacht eingerichtet und auf Qualität ausgerichtet sein. Es ist nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern auch ein Aushängeschild für deine Arbeit. Kunden, die Remote-Aufnahmen buchen, erwarten einen gewissen Standard: saubere Aufnahmen, klar verständliche Sprache, kein Raumklang, keine Störgeräusche. Mit dem richtigen technischen Setup und dem nötigen Know-how legst du den Grundstein für verlässliche, professionelle Sprachproduktionen – direkt aus deinem Zuhause.

Checkliste zum Einstieg

1. Eignung & Vorbereitung

  • Stimmliche Selbstanalyse
  • Habe ich eine klare, angenehme Stimme?
  • Kann ich verschiedene Emotionen hörbar machen?
  • Habe ich eine saubere Artikulation?

Feedback einholen

  • Freunde oder Bekannte um ehrliches Feedback bitten
  • Evtl. erste Aufnahme machen und jemandem zeigen, der Erfahrung hat

Berufliches Ziel klären

  • Möchte ich haupt- oder nebenberuflich arbeiten?
  • Welche Bereiche interessieren mich? (Werbung, Hörbuch, Synchron, E-Learning …)

2. Technik & Homestudio einrichten

Mikrofon anschaffen

  • z. B. Rode NT1, Audio-Technica AT2020, Neumann TLM 102 (je nach Budget)

Audio-Interface kaufen

  • z. B. Focusrite Scarlett 2i2, Steinberg UR22C

Pop-Filter & Mikrofonständer

  • zur Vermeidung von Plosivlauten und für besseren Klang

Kopfhörer anschaffen

  • z. B. Beyerdynamic DT 770 Pro (geschlossene Bauweise)

DAW installieren

  • Audacity (gratis), Reaper (günstig), Adobe Audition, Cubase etc.

Raum akustisch optimieren

  • Teppich, Vorhänge, Akustikschaum oder „Deckenburg“
  • Kein Hall, keine Störgeräusche

Testaufnahme machen & Raum einpegeln

3. Training & Weiterbildung

Grundlagen der Sprechertechnik lernen

  • Online-Kurse, Bücher, YouTube-Tutorials

Atemtechnik & Stimmtraining üben

  • Zwerchfellatmung, Tonhaltung, Betonung

Tägliches Sprechtraining (15–30 Min)

  • Zungenbrecher, Lesetexte, Emotionen nachstellen

Online- oder Präsenzworkshop buchen

  • z. B. bei Sprecher-Akademie, Deutsche POP, IFS Köln, privat

Aufnahmetechnik und Editing lernen

  • Grundwissen über Kompression, EQ, De-Essing, Normalisierung

Texte interpretieren lernen

  • Unterschied zwischen Werbesprech, Hörbuch, Synchron etc.

Feedback von Profis einholen (z. B. Coachings)

4. Demoaufnahmen erstellen

Geeignete Texte auswählen oder schreiben lassen

  •  Werbung, Imagefilm, Hörbuch, Trailer, Tutorial, IVR

In Studioqualität aufnehmen (oder aufnehmen lassen)

  • Keine Nebengeräusche, sauber geschnitten

Demo nicht länger als 1–2 Minuten pro Stilrichtung

Professionell mastern oder mastern lassen

Verschiedene Versionen speichern (MP3, WAV)

5. Online-Präsenz & Marketing

Website oder Landingpage einrichten

  • Infos zur Person, Demo-Clips, Kontaktmöglichkeiten

Profile auf Sprecher-Plattformen anlegen

  • Bodalgo, Voice123, Voices.com, Sprecherdatei.de, Fiverr, Upwork

Soziale Medien aufbauen

  • LinkedIn, Instagram, YouTube, ggf. TikTok (für Samples & Making-ofs)

Online-Visitenkarte vorbereiten (Linktree, Taplink)

Ein Logo oder Branding überlegen (optional)

E-Mail-Signatur mit Link zu deiner Demo

6. Kundenakquise & Jobs

Mit Tonstudios und Agenturen Kontakt aufnehmen

  • E-Mail mit kurzer Vorstellung + Demo

Casting-Angebote beobachten & bewerben

  • Täglich auf Plattformen checken

Netzwerken

  • Online-Foren, Workshops, Branchenevents

Erste kleinere Jobs machen

  • YouTube-Kanäle, Podcasts, Startups, e-Learning

Kundenbewertungen & Referenzen sammeln

Verträge & Nutzungsrechte klären (Buyouts, Lizenzen etc.)

7. Kontinuität & Entwicklung

Stimmgesundheit pflegen

  • Viel trinken, nicht rauchen, nicht schreien

Regelmäßig neue Demos produzieren

  • Neue Stile ausprobieren

Fortbildungen besuchen (z. B. Synchrontechnik, Dialogregie)

Eigene Projekte realisieren (Podcast, Hörspiel …)

Steuerliches & Geschäftliches klären

  • Gewerbeanmeldung, Rechnungsstellung, Finanzamt etc.

 

Nützliche Tools & Hilfen

  • Text-to-Speech-Analyse
    → Apps, die dir zeigen, wie deine Sprechweise wirkt
  • Sprech-Coaching online
    → z. B. via Zoom
  • Online-Communitys
    → Facebook-Gruppen, Discord, Foren wie hoer-talk.de
  • Sprachübungs-Apps
    → Eloquent, Speechify, oder klassische Atemtrainer

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